Einheimische Gäste sind oft Wiederholer

Deutschland ist und bleibt vermutlich das beliebteste Reiseziel der Bundesbürger. Knapp 35 Prozent der Deutschen haben nach Angaben von Ulrich Reinhardt laut den Daten der 36. Deutschen Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen im vorigen Jahr zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen Urlaub gemacht. Doch die Attraktivität der deutschen Destinationen scheint im Laufe der Jahre zu schwinden: Vor zehn Jahren machten noch 36,7 Prozent der Deutschen ihren Haupturlaub im eigenen Land.

„Ausgebuchte Betten, relativ hohe Preise und dazu noch die Wetterunsicherheit ließen im Langzeitvergleich immer mehr Bundesbürger ihren Haupturlaub im Ausland verbringen“, sagte Reinhardt, der die Studienergebnisse in Hamburg vorstellte.

Anteile der Regionen verschieben sich
Dabei sind Licht und Schatten bei den Urlaubsgebieten zwischen Alpen und Ostsee ungleich verteilt. Während Mecklenburg-Vorpommern seinen Anteil an deutschen Urlaubern im10-Jahres-Vergleich mit 6,7 Prozent annähernd halten konnte, sank der Anteil von Bayern im gleichen Zeitraum von 8,1 auf 5,5 Prozent. Auch Schleswig-Holstein musste im Vergleichszeitraum einen Rückgang von 5,6 am Reisemarkt auf 4 Prozent in Kauf nehmen. Während die Zahlen in Baden-Württemberg von 3,7 auf 2,9 Prozent sanken, können sich die niedersächsischen Urlaubsregionen über einen Zuwachs von 4,3 auf 4,8 Prozent freuen.

Insgesamt konnten Urlaubsgebiete abseits von Küsten und Hochgebirge von 8,2 auf 10,4 Prozent zulegen. Nach Angaben von Reinhardt profitierten von dem Wachstum vor allem die Städte, aber auch Urlaubsregionen in den Mittelgebirgen sowie an großen Flüssen. Vor allem hohe Investitionen in Hotels hätten sich gelohnt. „Der Rückgang bei den Zahlen für den Haupturlaub in Deutschland wird durch immer mehr Urlauber in der Nebensaison kompensiert, die ihren Zweit- oder Dritturlaub im Inland verbringen. Der Deutschlandtourismus hat weiterhin ein großes Potenzial.“

Kurzreisen gern im eigenen Land
Steigende Preise gleichen die deutschen Urlauber vor allem durch eine Verkürzung der Reisedauer bei ihrem Haupturlaub aus. So sank die durchschnittliche Reisedauer pro Jahrzehnt um jeweils zwei Tage – von 18 Tagen in den 1980er-Jahren auf nunmehr zwölf Tage im Jahr 2020. Dabei gelte weiterhin die Regel: je weiter die Reise, desto länger die Dauer. Während eine Reise im Inland 2019 durchschnittlich 9,3 Tage dauerte, verbrachten die Deutschen auf Fernreisen durchschnittlich 17,4 Tage.

Von der Entfernung der Reisen hängen auch die Tagesausgaben der Bundesbürger ab. Während sie im Inland durchschnittlich 85 Euro pro Tag ausgaben, lag der Tagesbedarf auf einer Fernreise bei durchschnittlich 125 Euro. Bei den durchschnittlichen Tagesausgaben treten die deutschen Feriengebiete in Konkurrenz zu Destinationen wie Kroatien (69 Euro), Polen (70 Euro) sowie Zielen in Nordafrika (80 Euro) und der Türkei (81 Euro) an. Die Diskussion um den Klimawandel hält die Deutschen bisher offenbar nicht davon ab, bei der Reise zu entfernteren Zielen ins Flugzeug zu steigen. Reinhardt stellt dazu fest: „Solange Flüge so günstig sind, wird es kaum Veränderungen des Reiseverhaltens geben.“

Mit durchschnittlich 115 Euro geben Paare am meisten pro Urlaubstag aus. Aber auch Singles mit durchschnittlich 108 Euro sowie Jungsenioren mit 105 Euro lassen sich ihren Urlaub etwas kosten. Generell nehmen die Ausgaben für Urlaub mit steigendem Einkommen zu. So geben Besserverdiener mit einem Haushaltseinkommen von mehr als 3500 Euro im Durchschnitt fast 40 Euro mehr pro Urlaubstag aus als Geringverdiener.

Frühbucherangebote beliebter als Last Minute
Nach Angaben von Reinhardt wird der Reiseboom auch 2020 anhalten. Die Zeiten von Last Minute seien jedoch vorbei. Immer mehr Urlauber wollten von Frühbucherrabatten profitieren. Von der Macht der Gewohnheit profitieren überwiegend die deutschen Urlaubsziele.

So wollen mehr als 30 Prozent der Nordseeurlauber im Folgejahr wieder an die Küste kommen. Aber auch Urlaubsziele an der Ostsee und in Bayern können sich über fast 30 Prozent Wiederholer freuen. Jeder vierte Befragte gab an, seinen Haupturlaub in diesem Jahr wieder in heimischen Gefilden zu verbringen.

Nach Ansicht von Reiseforschers Ulrich Reinhardt werden sich diese Zahlen vermutlich aber noch weiter nach oben entwickeln: „Deutsche Reiseziele werden relativ spät gebucht.“

Die aktuelle 36. Tourismusanalyse finden Sie im Tourismusnetzwerk in der Rubrik Studien und Statistiken.