Störfaktor Tourist
Ist Overtourism auch in Deutschland ein Thema?
Auch, wenn von vielen offiziellen Seiten beteuert wird, es gäbe ja kaum Overtourism in Deutschland – die Zeichen dafür mehren sich. In Oberbayern haben mehrere Gemeinden das Baugesetz so geändert, dass der rein touristische Nutzen von Zweitwohnungen quasi unmöglich wird. In München gibt es jetzt einen neuen Wanderweg, der explizit so geroutet wurde, dass er die Einheimischen nicht stören soll. Und ganz allgemein möchten immer mehr Destinationen kein Wachstum mehr ausschließlich über ein Plus an Gästen. Lieber wäre vielen Gemeinden inzwischen mehr Wertschöpfung – aber weniger Gäste. 2018 wurde von Tourcomm Germany eine Befragung dazu durchgeführt mit damals interessanten Ergebnissen und Ausblicken.
Maßnahmen, um Problemen des Overtourism zu begegnen
Aus den Umfrageergebnissen konnten wir verschiedene Kommunikations-Ebenen identifizieren. Auf diesen Ebenen sollten DMOs aktiv werden, um den Herausforderungen durch Overtourism entgegenzuwirken. Am besten, bevor die Probleme akut werden und sich die Schlagzeilen häufen. Eine ganzheitliche Kampagne aus Außen- und Binnenmarketing in Verbindung mit Produktentwicklung bildet die Grundlage dafür. Die Maßnahmen, die sich daraus in den einzelnen Ebenen ergeben, sollten individuell an die Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweiligen Region angepasst werden. Gezieltere Vermarktung, eine Neudefinition des Angebots oder die Schaffung von Alternativangeboten abseits der touristischen Hotspots sind nur einige der Bausteine.
Kommunikation bildet die Basis
Der Kern einer jeden Strategie muss aber sein, alle Akteure auch einzubinden, sie zu informieren und einen Austausch zu gestalten. Dafür eignen sich unter anderem folgende Ansätze:
– Präsenzveranstaltungen: Austausch und vor allem „Zuhören“ ist hier das Gebot. Durch persönliche Kontakte wird Bindung geschaffen.
– Medienpartner, lokale & regionale Netzwerke: Über Medien und Netzwerke wird branchenübergreifend kommuniziert und das Thema bekommt Gewicht. Online
– Online-Plattformen: Ein digitales Dach für die Maßnahmen, auf der zielgruppenspezifisch relevante Informationen ausgegeben werden und branchenübergreifend eine Plattform verbindet.
Unterstützung der Maßnahmen durch Online-Plattformen und eLearning
Einwohner und Bevölkerung mitnehmen. Ein Vorschlag, der häufig genannt wurde. Dazu hilft es, die Identifikation mit dem Gast und der eigenen Destination zu steigern. Nach innen empfiehlt es sich daher Werte, Hintergrund-Informationen und Wissen zu vermitteln. Mit eLearning-Tools oder Online-Netzwerken kann dieses gezielt weitergegeben und eine für alle Akteure jederzeit zugängliche Plattform geschaffen werden. Hier können Maßnahmen gebündelt und verschiedensten Interessen gleichberechtigt begegnet werden. Lesen Sie hier mehr zum Thema eLearning im Tourismus.
Learnings aus der Umfrage „Overtourism in Deutschland“
Viele spannende Ergebnisse konnten wir aus der Umfrage ziehen, die zwar nicht den Anspruch hatte, eine vollumfassende Analyse zu werden, uns aber vor allem eines gezeigt hat: Um wirklich erfolgreich gegen das Phänomen Overtourism aktiv zu werden, ist Austausch gefragt. Unterschiede in der Wahrnehmung der Probleme, andere Ziele und Interessen und regionale, individuelle Herausforderungen lassen kein Allheilmittel zu.